Karlinchen – Ein Kind auf der Flucht (Annegert Fuchshuber)

Karlinchen läuft davon, denn Zuhause ist es nicht mehr sicher und niemand kümmert sich um das Kind. Hungergeplagt und auf der Suche nach einem neuen Zuhause durchquert Karlinchen viele Orte und trifft unterschiedlichste Wesen. Doch wo Karlinchen auch hinkommt, wird das Kind als Fremde abgelehnt. Sowohl Menschen als auch Steinbeißer, Seidenschwänze, Nebelkrähen, Schaffraffer, aber auch die Armen, die um das bisschen Essen, das sie selbst nur haben bangen, schicken Karlinchen weiter. Mal wird sie als undankbar beschimpft, dann als Fremde verfolgt. Wegen ihrer Andersartigkeit stößt das Mädchen auf viel Ablehnung und Ausgrenzung. Doch wer nimmt das Mädchen am Ende auf?

Warum dieses Buch?

In dem Buch wird das hochaktuelle Thema Flucht und Vertreibung kindgerecht aufbereitet. Einfühlsam
wird die Geschichte eines geflüchteten Kindes erzählt. Was müssen Kinder auf der Flucht alles erleben,
durch welche Gefahren gehen sie und welche Ängste müssen sie aushalten und überwinden?

Die farbintensiven malerischen Zeichnungen schaffen eindrückliche Szenenbilder, in denen sich die
Handlung ganz geschichtenförmig verortet. Das Spiel mit offenen Räumen, (fast) leeren Flächen und
reichen Detailbildern wird zur psychologischen Projektionsfläche für die Situation, in die Karlinchen
hineingerät. Die prekäre Situation wird darin erträglich, ohne marginalisiert zu werden. So trifft
Annegert Fuchshuber hier einen angemessenen Ton, der aufrüttelt.

Am Ende wird ein bunter, glücklicher Narr gezeigt, der Unangepasste, dessen Gedanken nicht den
üblichen und erlernten Bahnen folgen, einer, der sich selbst lebt und nicht um Konventionen kümmert,
sondern sie hinterfragt. Er ist der, der sich um ein „Das tut man einfach nicht!“ nicht schert und nimmt
Karlinchen auf.

(Lusanna)

Verlag: Annette Betz

Erscheinungsjahr: 1995

Seitenzahl: 32

ISBN: 978-3-219-11692

Altersempfehlung des Verlags: ab 5 Jahren

Diese Rezension entstand im Rahmen des Seminars „Kinder mit besonderen Bedürfnissen“ bei Frau Valerie Bergmann im Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ an der HAW Hamburg.