Kein Bett in der Nacht (Maria Inês de Almeida, Cátia Vidinhas)

Sind Obdachlose gesegnete Glückspilze, weil sie jeden Tag unter dem wunderschönen Sternenhimmel schlafen dürfen oder leiden sie darunter keine Wohnung zu haben, die sie vor schlechtem Wetter und Diebstahl schützt?

In dieser Geschichte setzt sich ein Kind retrospektiv und sehr reflektiert damit auseinander, was es bedeutet auf der Straße zu leben. Als es erkennt, welch großes Leid es bedeutet nicht nur ohne ein eigenes Bett und eine verschließbare Tür zu leben, sondern auch ohne Umarmungen und Unterstützung, wird es erst traurig und dann aktiv. Das Kind organisiert fortan zu Weihnachten Lebensmittel und Kleider für Obdachlose und kommt mit zwei von ihnen ins Gespräch.

Hierdurch erweitert sich sein Horizont erneut: Es versteht nun, dass Obdachlose ganz normale Leute sind, die vielleicht sogar einst ein schönes Leben führten. Sie hatten vielleicht Haustiere mit lustigen Namen und interessieren sich mitunter für die Geschichte der Philosophie. Das Kind erkennt, dass sich Obdachlose nicht nur nach einem sicheren Ort sehnen, sondern auch nach jemandem, der ihnen zuhört. Einen Freund.

Warum dieses Buch?

Obdachlose Menschen und unser Umgang mit ihnen fallen Kindern auf. Ihre Fragen zu beantworten kann sehr herausfordernd sein. Kein Bett in der Nacht unterstützt hier sehr gut, denn es ist ein Buch, welches Obdachlosigkeit durch bildhafte Sprache und stimmungsvolle Bilder in kühlen Blautönen sehr einfühlsam und anschaulich aus der Sicht eines Kindes thematisiert.

Laut Verlagsangaben handelt es sich beim Ich-Erzähler um einen Jungen, welcher durch den Sohn der Autorin inspiriert wurde. Im Text selbst wird das Geschlecht des Kindes jedoch nicht thematisiert.

Besonders wertvoll ist die vorurteilsbewusste und respektvolle Art und Weise, in der das Buch geschrieben wurde. Die Illustrationen unterstreichen dies und fügen noch sehr viel Herzlichkeit und menschliche Wärme hinzu.

Schade ist einzig und allein, dass Weihnachten als Hilfszeitpunkt eine zentrale Rolle spielt.

(Sabrina)

Verlag: Knesebeck

Erscheinungsjahr: 2021

Seitenzahl: 32

ISBN: 978-3-95728-487-7